#24 Kambodscha – Ein Land, zwei Währungen
Unsere Reisezeit: Januar 2023
Wie wir im letzten Artikel über Thailand bereits berichteten, hatten wir am Flughafen ein paar Probleme mit der Dame am Check-In Schalter, die uns zuerst nicht mitnehmen wollte. Als wir dann in Kambodscha angekommen sind, fragten wir uns, was die gute Frau für ein Theater gemacht hat, denn hier interessierte sich niemand weder für ein Ausreiseticket noch für eine gebuchte Unterkunft. Sie wollten auch nicht wissen wie lange wir im Land bleiben. Das einzige, was die Grenzbeamten wollten, waren 3.000,- Thai Baht für die Einreise, das waren umgerechnet 90,- US$. Gut, dass wir recherchiert hatten, und wussten, dass wir nur 30,- US$ pro Person zahlen mussten, und die hatten wir passend dabei. Eigentlich hatten wir von vorherigen Reisen noch genau 59,- US$ in der Tasche, aber wir waren so schlau und haben auf Koh Tao am Hafen noch einen einzigen Dollar umgetauscht! Der Mann am Umtauschschalter fand das auch ziemlich amüsant, hatte aber auch nur genau 2,- US$ vorrätig. Also war das kein Problem und wir hatten genau 60,- US$ für unsere Einreise nach Kambodscha! So schnell lassen wir uns nicht übers Ohr ziehen!
Und wo wir nun schon bei der Währung sind: In Kambodscha gibt es zwei Währungen. Einmal den kambodschanischen Riel und dann den US-Dollar. Wir als Touristen haben nur US$ an den Automaten erhalten. Wenn wir irgendwo bezahlt haben, haben wir als Wechselgeld aber Riel ausgehändigt bekommen. Grundsätzlich hatten wir den Eindruck, dass die Kambodschaner ihre eigene Währung nicht haben wollten. Sie konnten aber auch nicht gut mit dem US$ umgehen und vieles war überteuert, weil 4.000,- Riel hört sich natürlich viel mehr an als 1,- US$ (das war der Umrechnungskurs, der seit Jahren gilt). Kambodscha war von daher ein wirklich teures südostasiatisches Reiseland.
Am Flughafen in Siem Reap wurden wir von unserem Gastgeber Kol und seinem Tuktuk-Fahrer Mr. Dynn abgeholt. Wir fanden Kol gleich auf Anhieb sympathisch und er erklärte uns viele interessante Dinge über Kambodscha, die Stadt Siem Reap und sein Hotel – das Williams House. Er betreibt ein kleines Hotel mit nur fünf Zimmern und bildet das Personal selber aus. Es arbeiten nur Frauen in seinem Hotel, die aus sehr ärmlichen Verhältnissen kommen und denen er eine Chance auf eine Ausbildung gibt. Wir waren froh dieses Hotel gebucht zu haben und unterstützen gerne dieses Konzept, von dem uns Kol so viel erzählte. Das Hotel liegt in einer sehr armen Gegend von Siem Reap und wir waren somit auch mitten im Leben dieser Bevölkerung. Aber die Nachbarn kennen alle das Williams House und wussten sofort wo wir wohnten, wenn wir durch die Straßen liefen. Sie waren alle sehr freundlich und hilfsbereit. Kol hat uns auch eine kostenfreie (!) Führung durch seine Nachbarschaft und über den nahegelegenen Markt angeboten, die wir natürlich gerne wahrgenommen haben. Er kaufte uns sogar ein paar Lebensmittel, die wir probieren sollten, wie z.B. die Jackfrucht, und wollte kein Geld von uns dafür haben. Obwohl wir schon auf vielen Märkten überall auf der Welt waren, war dieser Markt noch einmal etwas besonderes. Hier gab es wirklich viele Lebensmittel, die wir nicht kannten und die uns erklärt wurden. Einen Abend haben wir auf dem Markt noch einen Hot Pot gegessen. Kol hat uns zu seinem Lieblingsstand gebracht und alles für uns bestellt.
Der Name des Hotels wurde übrigens nach Kols erstem Sohn benannt, der schon nach sehr kurzer Zeit seines Lebens verstorben ist. Das berührte uns sehr. Kol hatte wirklich ein gutes Gefühl für seine Gäste und wir hatten den Eindruck, dass er seinen Job von frühmorgens bis zum späten Abend mit absoluter Leidenschaft ausführt. An den Abenden hat er selbst an der Rezeption gewartet, bis alle Gäste wieder zurück waren. Unsere Überschrift für die Bewertung unserer Buchung im Buchungsportal von booking.com trug die richtige Überschrift für das, was wir in diesen Tagen im Williams House empfanden: „Wir kamen als Fremde und gingen als Freunde“.
Nachdem wir bereits die beeindruckenden Ruinenstädte von Machu Picchu (Peru), die Tempel von Bagan (Myanmar) und die Mayastadt Tikal (Guatemala) besucht hatten, wollten wir uns natürlich auch die historischen Tempelanlagen von Angkor ansehen. Das Gebiet besteht aus sehr vielen Tempelanlagen, die zum Teil so weit auseinanderliegen, dass man ein motorisiertes Gefährt benötigt und trotzdem Tage braucht, um alles zu sehen. So kauften wir das 3-Tage Ticket und fuhren mit unserem Tuktuk-Fahrer Mr. Dynn und seinem speziellen Tuktuk, das in Kambodscha etwas anders aussieht als z.B. in Thailand oder Sri Lanka, zu den ersten Tempelanlagen. Die Tempel sind wirklich beeindruckend, manche von Ihnen wurden im Laufe der Zeit von der Natur eingenommen und ganze Baumwurzeln umschlingen sie. An unserem Tempeltag 1 fuhren wir die kleine Tempeltour mit Mr. Dynn ab. Von Anfang an haben uns die Tempel in ihren Bann gezogen und einer war interessanter als der andere. Einige waren lang und flach und es zogen sich unzählige Gänge durch die Anlagen, andere waren hoch gebaut mit Türmchen und Elefanten und immer wieder fand man die Gesichter, die einen zu beobachten schienen. Am Ende des ersten Tages haben wir bei besten Lichtverhältnissen dann noch das Highlight, den eindrucksvollen Angkor Wat Tempel itself besucht. An Tempeltag 2 ging es dann für uns auf die große Tempeltour und wir waren erstaunt wie unterschiedlich die ganzen Tempelanlagen doch waren. Hier sahen wir noch Art Tempelinsel, die von einem großen See umrandet war und wir bestiegen noch einen Tempelberg, bei dem nur die Spitze bereits frei gelegt war.
Nach zwei Tagen, an denen wir sehr viele Schritte über die Tempel unter der heißen Sonne Kambodschas zurückgelegt haben, wollten wir es an meinem Geburtstag etwas ruhiger angehen lassen und machten einen Ausflug zum Tonle Sap See, um eine Bootstour zu unternehmen. Wie sich später herausstellte, sollte die Bootstour in einer Flussfahrt enden, weil wir zunächst auf den See herausfahren mussten. Nachdem wir am See ankamen, wurde auch schon prompt umgedreht und nach ca. 50 Minuten waren wir auch schon wieder zurück. Diese Bootsfahrt hatten wir uns ein wenig anders vorgestellt. Aber wir sahen die interessanten, auf Pfählen gebauten Häuser und den schwimmenden Wald. Auf dem Rückweg nach Siem Reap konnten wir uns dann aber noch einen weiteren Angkor-Tempel angucken, an dem wir zufällig vorbeifuhren. Insgesamt haben wir damit zwölf Tempelanlagen gesehen und zahlreiche Fotos aufgenommen. Wie wir später erfuhren, haben wir mehr Tempelanlagen gesehen, als unser Gastgeber Kol. Als wir zurück waren, gab es noch eine kleine Geburtstagstorte, die Janina über Kol besorgen ließ. An meinem Geburtstagsabend haben wir noch ein leckeres kambodschanisches BBQ für 8,88 US$ „all you can eat“ gegessen. Das war wie eine Art „heißer Stein“ in der Mitte des Tisches und es wurden ganz viele dünne Scheiben Fleisch draufgelegt. In der Mitte des Steins war zudem ein Topf mit heißem Wasser, in das noch das Gemüse zum Garen kam.
Zum Geburtstag erhielt ich von Janina eine Eintrittskarte zu einem kambodschanischen Zirkus in der Stadt Battambang, unserem nächsten Ziel. Das Zirkusprojekt wird durch Spenden und Eintragsgeldern finanziert, um Kindern und Jugendlichen aus armen Verhältnissen die Möglichkeit zu bieten durch Jonglage und Akrobatik irgendwann mal von einem großen europäischen Zirkus entdeckt zu werden. Die Kinder gehen in die Zirkuseigene Schule und es steht eben nicht nur klassische Schulbildung auf dem Programm. Ein cooles Projekt, wie wir finden, und eine tolle Idee von Janina mir hierfür eine Eintrittskarte zum Geburtstag zu schenken. Die Auftritte waren natürlich nicht perfekt, aber wir hatten einen lustigen Abend. Battambang war ansonsten eine sehr ursprüngliche kambodschanische Kleinstadt, fast schon ein Dorf. Wir fanden die Stadt selber hingegen vieler anderer Reisemeinnungen aus dem Internet nicht wirklich sehenswert.
Die nächste Station war dann die Hauptstadt Phnom Penh am Mekongfluss. Überraschenderweise hat uns die Stadt ganz gut gefallen, obwohl es nicht viele Sehenswürdigkeiten gab. Da ist der Königspalast zu nennen, der zwar ganz nett ist aber nicht an den Königspalast in Bangkok heranreicht. Nicht nur aber auch in dieser Stadt, war auffälig, dass wir viele allein reisende z.T. ältere Herren gesehen haben. Ein Blick ins Internet und wir wussten von da an warum: Kambodscha ist, und das wussten wir bis dahin nicht, eine Hochburg des Sex-Tourismus, obwohl das im Land offiziell verboten ist. Befindet man sich in der Hauptstadt in den „richtigen“ Straßen, ist es auch nicht zu übersehen. Ein Geschäft reiht sich an das nächste. Wir haben dann noch herausgefunden, dass sich der Sex-Tourismus aus Thailand immer weiter nach Kambodscha verlagert, da die thailändische Regierung versucht ihn aus ihrem Land zu verbannen.
Nach drei Tagen in der Hauptstadt sind wir mit dem Bus zur Hafenstadt Shianoukville gefahren, um von dort mit dem Speedboot auf die Insel Koh Rong Samloem überzusetzen. Kambodscha liegt am Golf von Thailand und hat schöne Inseln zu bieten, die noch bis vor ein paar Jahren der Geheimtipp schlechthin waren. Zum Abschluss wollten wir uns also noch ein paar schöne Tage auf einer kambodschanischen Insel machen und entschieden uns für Koh Rong Samloem. Die Insel sollte noch etwas ursprünglicher sein als z.B. Koh Rong. Wir hatten allerdings etwas Mühe eine gute und bezahlbare Unterkunft zu finden, denn wie schon erwähnt, Kambodscha ist kein günstiges Reiseland und dort auf der Insel werden Preise aufgerufen wie bei uns in Europa. Das Preis-Leistungsgefüge scheint in Kambodscha nicht zu passen. Das Land ist bitterarm und viele Waren und Leistungen sind völlig überteuert. Es gibt aber Ausnahmen: Ein Bier in der Gastro gab es beispielsweise manchmal schon für 0,50 US$. Wir staunten nicht schlecht, als wir in unserer Unterkunft auf Koh Rong Samloem ankamen und diese trotz des überzogenen Preises ausgebucht war. Es war einer der letzten Tage des einwöchigen chinesischen Neujahrsfestes und die ganze Anlage war überfüllt mit Chinesen. Es begann das chinesische Jahr des Hasens und das wurde gebürtig gefeiert. Am nächsten Tag war der Spuck aber schon wieder vorbei und es gab eine große Abreisewelle und für uns folgten noch drei ruhigere Tage auf der Insel.
In der Hotelanlage des La Passion Resort und auch in anderen Unterkünften und Restaurants hatten wir das Gefühl, dass die Ausbildung bei einem großen Teil der Angestellten in diesem Land fehlt – als Ausnahme ist hier sicherlich das Williams House von Kol in Siem Reap zu nennen. Eine kleine Anekdote: Nirgendwo auf der Welt hatten wir es bis dato gesehen, dass eine Kellnerin den Tisch mit einer Papierserviette „streichelte“, wenn wir darum baten den Tisch einmal abzuwischen, um die Hinterlassenschaften der vorherigen Nutzer zu beseitigen. Beim ersten Mal schmunzelten wir noch, aber dieses Verständnis für Sauberkeit mussten wir in Kambodscha nun doch leider öfter feststellen.
Grundsätzlich müssen wir zu Koh Rong Samloem sagen, dass wir das Gefühl hatten ein paar Jahre zu spät dort zu sein. 2017 noch las ich einen interessanten Artikel im Weser-Kurier über die Ursprünglichkeit dieser und weiterer Nachbarinseln. Davon ist heute nicht mehr viel zu bemerken. In der Saracen Bay reihte sich eine Unterkunft an die nächste – von der großen Unberührtheit keine Spur. Als wir eine Wanderung auf die andere Seite der Insel zu zwei anderen Buchten durch den Dschungel über kleine Pfade machten, fanden wir im Zentrum der Insel eine riesige Schneise gerodeten Regenwaldes vor. Wir haben uns gefragt, was das wohl soll und erklären konnten wir uns das nur mit einer Landebahn für Kleinflugzeuge, die hier wohl in Kürze hingesetzt wird. Unsere Vermutung bestätigte uns dann eine Onlinerecherche. Die Insel war grundsätzlich einmal sicherlich wirklich schön, nur leider hat das alles dort nichts mit nachhaltigem Tourismus zu tun. Hier werden dieselben Fehler gemacht, die andere Regionen oder Länder schon durchlebt haben. Es wird nicht aus Fehlern gelernt, und das ist etwas, was uns wirklich ärgert. Fazit zu der Insel war also ganz klar: ein verschandeltes Paradies! Zum krönenden Abschluss unseres Inselaufenthaltes, zog ein Sturm auf und wir wären beinahe nicht von der Insel gekommen. Unser Speedboot hatte am nächsten Tag aufgrund der hohen Wellen Mühe am Steg anzulegen und brauchte dafür zwei Versuche. Andere Speedbootanbieter fuhren gar nicht erst und die Leute steckten fest. Wir brachen mit unserem Boot durch die Wellen und das fanden viele nicht lustig. Einige Koffer und Janina waren klitschnass, aber wir sind nach 30 Minuten heil auf der gegenüberliegenden Seite angekommen und haben dann sogar noch unseren Minibus nach Kampot erwischt. Im Kopf hatten wir bereits schon Plan B und C ausgearbeitet, Janina hat zwischendurch schon ihr Testament gemacht, aber es blieb bei Plan A und alles klappte, woran wir nach der Sturmnachricht nicht mehr geglaubt hatten.
In Kambodscha bewegten wir uns übrigens ausschließlich mit dem Bus oder Minibus von einer Stadt in die nächste. Etwas ungewohnt war, dass nach Thailand und Sri Lanka, wieder Rechtsverkehr herrschte. Dies hat das Land den französischen Besatzern zu verdanken, die zwar schon lange wieder weg sind, aber der Rechtsverkehr und die französischen Bäckereien blieben: Es gab überall Baguettes und Croissantes zu kaufen! Die Fahrweise einiger Busfahrer ließ ziemlich zu wünschen übrig, man meinte Verkehrsregeln würden sie nicht im Geringsten kennen und sie rasten wie die Berserker.
Zusammenfassend können wir über Kambodscha sagen: Angkor Wat ist nicht umsonst das Wahrzeichen von Kambodscha und auch auf der Landesflagge abgebildet. Die Tempel sind wirklich sehenswert und wir können jedem empfehlen hier einmal hinzureisen. Obwohl wir den Rest von Kambodscha mit dem Bus von Nord nach Süd durchkreuzt haben, haben wir aber für uns keine wirklichen weiteren Highlights im Land finden können. Auch das kambodschanische Essen war nach dem genialen Essen in Sri Lanka und den feurigen Currys in Thailand eher fade.