#12 Tobis Geburtstag in Kolumbien

25. Februar 2020 9 Von Tobi

Unsere Reisezeit: Januar 2020

Bogotá

Einen Tag vor meinem Geburtstag erreichten wir Bogotá, die Hauptstadt Kolumbiens. Gut, dass sich meine Körpertemperatur nach Einnahme von Medikamenten aufgrund der Halsentzündung normalisiert hat und mein Fieber weg war. Denn an vielen Einreiseschaltern an Flughäfen der Welt stehen inzwischen Wärmebildkameras, die die Körpertemperatur der einreisenden Fluggäste überwachen. Mit hohem Fieber kann es Probleme bei der Einreise in ein Land geben. Wir landeten im Dunkeln und fuhren mit dem Uber gute 40 Minuten bis zu unserer AirBnB-Unterkunft. Tomas erwartete uns schon und zeigte uns unsere neue Bleibe. Wir haben uns ein Zimmer in einem „Workspace-Haus“ im Stadtteil Santa Paula gemietet, in dem gekocht aber auch gearbeitet werden konnte. Weil wir die einzigen Gäste waren, hatten wir das ganze Haus mit gemütlichem und überdachtem Außenbereich für uns alleine.

Tomas ist ein Kreativer und von Berufswegen Filmemacher oder so ähnlich. So ganz haben wir das nicht verstanden. Zumindest arbeitete Tomas tagsüber auch in dem Workspace-Haus, er hatte dort ein eigenes Büro und stand uns für Fragen jeglicher Art zu Bogotá zur Verfügung.

An meinem Geburtstag überraschte mich Janina morgens mit einem fluffigen Marmeladenkuchen und mit einem T-Shirt von den Galápagosinseln. Wie sie das organisiert hat, blieb mir ein Rätsel. Denn wir hatten seit unserer Abreise aus Deutschland eigentlich jede Minute gemeinsam verbracht – außer als wir auf den Galápagosinseln zwei getrennte Schnellboote nehmen mussten. Jedenfalls habe ich mich sehr über die Überraschung gefreut. Wir haben vor Abreise eigentlich besprochen, dass wir uns keine Geschenke machen wollen, um den Aufwand für das Gepäck zu reduzieren…

Geburstagskind Tobi beim ersten Frühstück

Zum „richtigen“ Frühstück sind wir dann mit dem Uber zum Café „Arbol del Pan“ gefahren. Wir hatten im Reiseführer gelesen, dass sie dort ihr eigenes Brot backen und das Frühstück wunderbar sein soll. Also genau das Richtige, um in meinen Geburtstag zu starten. Ich bestellte mir ein leckeres Ciabattabrot mit Olivenöl, Serrano-Schinken und Rucola. Mensch, ich habe selten so ein leckeres Ciabattabrot gegessen! Dazu zwei vernünftige Kaffee und der Tag konnte nun so richtig beginnen. Auf das Sektfrühstück haben wir verzichtet, denn alkoholische Getränke waren wegen der Medikamente leider für mich in diesen Tagen tabu. Und leider Gottes fing Janina nun auch an zu kränkeln. Zum Glück blieb es nur bei einem leichten Infekt, der nach drei Tagen auch wieder komplett vorbei war.

Geburtstagskind Tobi beim zweiten Frühstück

Wir sind anschließend zum botanischen Garten der Stadt gefahren, der leider keinen bleibenden Eindruck bei uns hinterlassen hat. Während der unterschiedlichen Uber-Fahrten haben wir einen Eindruck von der Stadt bekommen. Bogotá ist mit 11 Mio. Einwohnern riesig. Vor der Venezuela-Krise waren es noch ungefähr 9 Mio. Einwohner, wurde uns gesagt.

Botanischer Garten von Bogotá

Zum Abendessen waren wir in einem außergewöhnlichen Restaurant essen, das auch gleichzeitig ein Club ist. Den Tipp haben wir von unserem Arbeitskollegen Miguel bekommen, der gebürtig aus Bogotá kommt. „Andrés D.C.“ (so der Name der Lokalität) war wirklich ein cooler Laden. Die Deko, das Ambiente und die Art der Essenspräsentation gehören definitiv in die Rubrik „außergewöhnlich“. Eine interessante Abwechslung. Dieser Abend hat uns 186.943,- Kolumbianische Peso (COP) gekostet. Klingt viel, waren dann aber doch nur umgerechnet 50,- €. 🙂

Geburtstagsessen bei Andrés D.C.

Am nächsten Tag sind wir gleich morgens aufgebrochen, um an einer Free-Walking-Tour in der Altstadt Candelaria teilzunehmen. Durch den vielen Verkehr haben wir es gerade noch rechtzeitig zum Treffpunkt geschafft. Nachdem wir in São Paulo gute Erfahrungen mit einer Free-Walking-Tour gemacht haben, waren wir ganz gespannt auf diese Tour. Leider war sie ein Reinfall und der Guide hat für unseren Geschmack viel zu viel über historische Geschichte erzählt, als dass wir eine Tour durch die Altstadt gemacht hätten. So klinkten wir uns nach einer Weile von der Tour aus und machten unsere eigene Stadtführung durch das Centro Histórico, das bis auf wenige Ausnahmen auch nicht wirklich sehr sehenswert war. Uns haben die Straßen rund um den „Plaza de Bolívar“ am besten gefallen. Auf dem Rückweg auf der Suche nach einem Free-WiFi-Hotspot bzw. einem Café mit WLAN bemerkte ich auf offener Straße einen Typen, der auffällig nah an Janina und dann an mir selbst ging. Ich beobachte ihn im Augenwinkel, wurde absichtlich langsamer und bemerkte irgendwann wie seine gestreckte Hand langsam in meine Richtung kam, um sie mir in die um die Hüfte gebundene Fleecejackentasche zu stecken. Blitzschnell drehte ich mich zu ihm, guckte ihn böse an und signalisierte, dass ich ihn bemerkt habe. Er schaute nicht zu mir, ging weiter und die Situation war schon entschärft. Ich bemerkte dann, dass der Reisverschluss der Jackentasche bereits geöffnet war, das Nasenspray und die Augentropen waren aber noch vorhanden. Das sollte also unsere erste Taschendiebsituation sein. Solange das so ausgeht, ist jedenfalls alles in Ordnung. 🙂 Im Nachhinein hatte ich überlegt, ob es besser gewesen wäre, ihm mit einem gekonnten Hebelgriff den Arm umzudrehen und zu Boden zu bringen. Allerdings werden Ausländer so ganz schnell selbst zum Täter erklärt, wenn Aussage gegen Aussage steht, zumal es zu keiner echten Selbstverteidigungssituation gekommen ist. Insofern habe ich mich richtig verhalten.

Eine der wenigen netten Straßenecken in der Candelaria
Plaza de Bolívar

Wir waren fünf Nächte in Bogotá und die restliche Zeit haben wir aus unserem Workspace-Haus gearbeitet, Blog-Einträge verfasst, Aufgaben für den Bremer Karate Verband bearbeitet, die Reise weiter geplant und abends gingen wir immer essen. Im Stadtteil Usaquén waren wir das erste Mal auf unserer Reise thailändisch essen. Kulinarisch hatten wir in dieser Stadt sowieso die freie Auswahl. Wir waren sehr positiv überrascht, wie westlich ein Großteil von Bogotá ist. Hätten wir es nicht besser gewusst, hätten wir auch denken können in Europa zu sein. Viele Teile der Stadt sahen einfach nicht südamerikanisch aus.

Nach den ganzen kulinarischen Highlights sehen wir nach der Reise hoffentlich nicht so aus wie diese Mona Lisa, die in einem Kunstmuseum in Bogotá hing

Cartagena

Weiter ging es dann an die Karibikküste nach Cartagena, die touristischste Stadt Kolumbiens mit wunderschöner Altstadt direkt am Meer. Die Altstadt wird auch von diversen Kreuzfahrtschiffen angefahren, so sahen wir auch eine Fahrradgruppe von der Cruiseline „Mein Schiff“. Wie es eigentlich immer so ist, wenn die Kreuzfahrtschiffe wieder ablegen, wird es in der Altstadt etwas ruhiger. In Cartagena war dies irgendwie nicht der Fall. Diese Stadt war immer voll, ganz besonders auf dem Hauptplatz in dem Stadtteil Getsemani, wo wir auch gewohnt haben. Hier war vor allem abends die Hölle los und wir haben uns ein bisschen gefühlt wie in der Mega-Touristen-Backpacker-Straße „Kao San Road“ in Bangkok.

Plaza de la Santísima Trinidad in Getsemani

Wo viele Touristen sind, ist es meistens laut und anstrengend. Jeder Einheimische versucht „sein“ Geschäft zu machen und wir wurden in den drei Tagen in Cartagena bestimmt 250.000 Mal gefragt, ob wir ein Wasser, einen Panamá-Hut (der in Wirklichkeit gar nicht aus Panamá sondern Ecuador kommt) oder ein Taxi brauchen. Aus einem ehemaligen Urlaub in Kuba kennen wir diese Verkäufermentalität bereits. Besonders nervig wird es, wenn wir bereits einmal „no, gracias“ (nein, danke) gesagt haben und sie trotz dessen nicht locker lassen. Wir wollten uns schon immer mal ein T-Shirt drucken lassen mit der Aufschrift „No Taxi“ (Kein Taxi). Wer weiß, vielleicht werden wir das eines Tages auch noch einmal tun.

Die Altstadt von Cartagena ist mit ihren vielen Balkonen, netten bunten Gassen und historischen Gebäuden wirklich sehr sehenswert. Das Klima ist nicht mehr wie in Bogotá trocken warm wenn die Sonne scheint und abends wieder kühl, sondern zu jeder Tageszeit tropisch schwül – am Tag mit über 30° C und nachts bei 25° C. Ohne Klimaanlage ist man quasi verloren, wenn man nachts ein Auge zubekommen möchte – gut, dass wir eine im Zimmer hatten. Das war auch das einzig angenehme an dieser Unterkunft. Wieder hatten wir über AirBnB gebucht und haben ein einfaches Zimmer ohne Fenster bekommen! Wozu auch – wir hatten ja Klimatisierung. Die Dachterrasse war neben der Klimaanlage das einzig wirklich Positive an dieser Unterkunft, die uns bei Buchung wohl auch etwas geblendet hat. Dort saßen wir abends mit unserem Bierchen und haben die Reise weiter geplant.

Tobi auf der Dachterrasse

Am letzten Tag in Cartagena wollten wir einen Strandtag einlegen und haben uns entschieden einen der Stadtstrände namens „Bocagrande“ aufzusuchen. Hier war das komplette Gegenteil zum Centro Histórico in Cartagena angesagt und es wurde immer von „Miami“ gesprochen. So sah es von Weiten auch aus und wir dachten, wo die Reichen und Schönen hausen, da muss ja auch ein schöner Strand sein. Denkste –  nach zwei Stunden haben wir uns wieder auf den Weg zurück gemacht, weil es uns dort so gar nicht gefallen hat. Die Stadtstrände von Cartagena sind definitiv nicht sehenswert und haben keine Strandkultur so wie wir sie kennen. Hier saßen alle auf ihren Plastikstühlen direkt am Wasser und haben gegessen und getrunken.

Playa Bocagrande
… looks like Miami Beach

Apropros Essen – Auch das Essen in Cartagena hat uns sehr gut gefallen und wir haben ein paar sehr schöne Restaurants besucht, die sehr gutes Essen angeboten haben. Das Essen in Kolumbien hat uns also überzeugt. Mal sehen, ob Panamá das auch kann.

Ceviche (rohen Fisch) gibt es von Peru bis Costa Rica