#21 Ayubowan! – Moin aus Sri Lanka!
Unsere Reisezeit: Dezember 2022
Jeder kennt den Ceylon Tee aus den Bergen Sri Lankas. Den wollten wir dort nicht nur trinken, sondern uns auch die Teeplantagen in den Bergen Sri Lankas ansehen. Auf der Strecke von Trincomalee in die Berge nach Ella war unser Plan in Maha Oya eine Zwischenübernachtung einzubauen, da die insgesamt 300 km mit dem Tuktuk an einem Stück doch zu lang sind. Als wir einen Blick in unser reserviertes Zimmer auf halber Strecke warfen, wurde uns aber ganz anders zumute und wir entschlossen uns kurzfristig den Trip doch ganz bis nach Ella durchzuziehen, da es für uns keine angemessene Übernachtungsmöglichkeiten auf der Strecke gab. Die ganze Wand des Zimmers war von oben bis unten verschimmelt, was nebenbei bemerkt in Sri Lanka aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit auch im Allgemeinen ein großes Problem ist. Nachdem wir Rücksprache mit unserer Unterkunft in Ella gehalten haben und sie uns Gott sei Dank mitteilten, dass unsere kleine Wohnung bereits eine Nacht früher frei war, waren die einzigen Bedenken, die wir in diesem Moment noch hatten, ob wir die Strecke auch vor dem Dunkelwerden schaffen werden. Es wird in vielen Ländern zurecht davon abgeraten in der Dunkelheit zu fahren, wo doch so viele Menschen und Tiere auch nachts auf der Straße unterwegs sind. Wir wählten die Hauptstraße durch die Berge – zumindest dachten wir, dass es die Hauptstraße sei, da diese Straße sowohl auf Google Maps als auch auf MapsMe als solche eingetragen war. Dass ein Großteil dieser Straße eher an einen Dorfweg mit Schlaglöchern und unterspülter Straße erinnerte, haben wir hier also nicht erwartet. Für rund 15 bis 20 km haben wir 2,5 Stunden gebraucht. Somit ließ es sich nicht vermeiden einen Teil der Bergstraße am Ende des Tages im Dunkeln zu fahren. Ganz ohne ein Fernlicht chauffierte ich Janina und unser Tuktuk fast zehn Stunden an diesem Tag sicher bis nach Ella. Die steilste Stelle bergab wartete dann ganz am Ende an unserer Unterkunft auf uns und diese ließ sich nur mit voll durchgetretener Bremse bergabrollen. Später erzählte uns unser Gastgeber in Ella, der kaputte Straßenteil der „Hauptstraße“ würde erst 2023 saniert und neu gebaut werden. Für uns leider zu spät!
Der Ausblick von unserer Terrasse in die Berge Sri Lankas war der Hammer! Man konnte morgens direkt aus dem großen Bett den Blick aus dem Panoramafenster auf den Ella Rock schweifen lassen und war verzaubert für den Tag. Wenn es hier bloß nicht so viel geregnet hätte während unseres Aufenhaltes – dann wäre es perfekt gewesen, denn dann hätten wir sogar den Sonnenaufgang aus dem Bett sehen können. Durch den Regen gab es hier eine ganze Nacht und den halben darauffolgenden Tag keinen Strom. Stromausfälle gab es des Öfteren in Sri Lanka, da dieser durch die Regierung limitiert und eingeteilt wurde und so immer mal wieder für ein bis zwei Stunden kein Strom vorhanden war. Das kannten wir bereits aus Südafrika. Aber diesmal war der Starkregen Schuld, der eine Leitung wegegespült hatte.
In Ella gingen wir eines Vormittags bei regenfreiem Wetter auf den Little Adam’s Peak. Des Weiteren schauten wir uns die bekannte Eisenbahnbrücke, die Nine Arches Bridge an, die doch sehr an die Harry Potter Filme erinnerte. Wir hatten Glück und als wir vor Ort waren, fuhr auch ein Zug langsam und mit viel Gehupe über die Brücke. War dies der Hogwarts Express?
Mit dem Zug sind wir an einem anderen Tag auch noch selber mitgefahren. Leider spielte das Wetter an diesem Tag mal wieder nicht mit und wir erlebten die Fahrt, die eigentlich ein wunderbares Panorama bietet und die schönste Strecke durch Sri Lanka sein soll, zum Großteil im Nebel. Angekommen in Nuwara Eliya ließen wir uns mit einem Taxi-Tuktuk zu einer Teefabrik bringen. Wir kannten Teeplantagen aus einem früheren Urlaub in Malaysia, dort wurden uns auch die Unterschiede beim Ernten der unterschiedlich alten Teeblätter erklärt. Jetzt ging es in dieser Fabrik aber darum, wie der Tee getrocknet, sortiert und für die Weiterverarbeitung vorbereitet wird. Die Führung war sehr aufschlussreich und wir konnten einen Einblick in die Teeherstellung gewinnen. Uns überraschte wie alt die Maschinen in der Fabrik waren und fühlten uns ein wenig in die 20er Jahre zurückversetzt. Leider durften wir in der Fabrik keine Fotos machen.
Der Ort Ella hat uns im Übrigen trotz des Regens sehr gut gefallen. Hier haben wir auch zum ersten Mal vermehrt westliche Touristen gesehen seitdem wir in Sri Lanka unterwegs sind. Der Ort hat einfach Charme! Das Fußball-WM-Finale Argentinien vs. Frankreich wollten wir uns unbedingt anschauen und gingen an diesem Abend in das Chill Café in Ella. Ansonsten haben wir aber nicht so viel von der WM mitbekommen, denn Deutschland ist ja bereits in der Vorrunde ausgeschieden. Im Chill Café hatten wir zusammen mit schätzungsweise 150 anderen Gästen und mit sehr leckerem Essen sowie einigen Lion-Bieren einen schönen und stimmungsreichen Abend, der ja bekanntlich im Elfermeterschießen endete. Wir trafen hier auch diverse andere Reisende, die sich ein Tuktuk von tuktukrental.com gemietet hatten.
Ein Besuch Sri Lankas darf auf keinen Fall ohne Safari sein, daher machten wir uns als nächstes auf den Weg zum Udawalawa Nationalpark. Freilebende afrikanische Elefanten kannten wir schon, nicht aber die asiatischen. Von Ella ging es dann kurvenreich bergab und die Bremse des Tuktuks musste mal wieder zeigen, was in ihr steckt. Als wir kurz anhielten, um einen Liter Sprit nachzufüllen, weil wir den Eindruck hatten, unser Tank ist gleich leer und die nächste Tankstelle noch 15 Kilometer entfernt, bemerkte ich eine blockierte Bremse. Es fühlte sich so an, als würde man mit angezogener Handbremse versuchen loszufahren. Nur die Handbremse war nicht angezogen. Sofort eilten mehrere Einheimische herbei, um uns zu helfen. Hilfsbereit wie sie grundsätzlich sind, versuchte mir ein nicht englischsprechender Sri-Lanker zu zeigen, ich möge kurz den Fahrersitz räumen, damit er probieren kann, wo das Problem liegt. Mit Händen und Füßen hatte er uns zu verstehen gegeben, wir sollten mit ihm zusammen ein Stück die Straße hochfahren, dort würde eine Werkstatt sein. Alles klar, ich setzte mich hinten mit rein und er fuhr mit blockierter Bremse das Tuktuk zur nahegelegenen Garage. Dort kam dann noch ein weiterer Mann dazu, der uns zum Einen einen Liter Benzin verkaufte und zum Anderen etwas Englisch konnte und wir ließen nach Rücksprache mit tuktukrental.com aus unserem Tuktuk die Bremspumpe ausbauen und reinigen. Die blockierte Bremse war dann zwar gelöst, aber irgendwie hat die Bremse nicht mehr so hundertprozentig funktioniert. Naja, bis zur nächsten „richtigen“ Werkstatt in 15 Kilometer (bergab!!!) musste das nun irgendwie gehen und wir machten uns mit einem etwas mulmigen Gefühl auf den Weg. Gott sei Dank kamen wir bei der Werkstatt im nächst größeren Ort unversehrt an. Hier wurde an der Hinterachse nun irgendetwas an den Bremssatteln ausgetauscht. Nachdem wir nun insgesamt vier Stunden in den Werkstätten verbracht haben, konnten wir unsere Fahrt dann schlussendlich fortsetzen und das Tuktuk machte bis zum Ende unserer Sri Lanka Reise auch keine weiteren Mucken mehr.
Nachdem wir eine weitere halbe Stunde unterwegs waren, fing es dann auf einmal wie aus Eimern an zu regnen und wir hielten an, um die Regencapes unseres Tuktuks zu schließen. Als wir wieder losfuhren kam dann auf freier Landstraße nur 2-3 Meter neben uns auf einmal ein ziemlich großer Elefantenbulle aus dem Gebüsch. Ein paar Meter weiter stand noch einer. Hätten wir nur ein paar Sekunden länger gebraucht, um unser Tuktuk regensicher zu machen, hätte der Elefant uns sicherlich den Weg versperrt. Puh, Herzklopfen! So klein waren die asiatischen Elefanten dann doch nicht und wir haben schon Fotos gesehen, auf denen die Elefanten so ein Tuktuk zu Fall gebracht haben. Auf der Strecke sahen wir dann noch drei weitere Elefanten am Wegesrand stehen, allerdings waren diese im Gegensatz zu den ersten beiden, hinter einer Stromschnur, die den Nationalpark von der Straße abtrennte. Was für ein ereignisreicher Tag!
Elefanten schauen wir uns dann doch lieber im offenen und wesentlich größerem Safari-Jeep an und fuhren am nächsten Tag mit einer Privat-Tour durch den Udawalawa Nationalpark. Hier hatten wir einen besonderen Morgen, denn die Tour startete bereits um 6:00 Uhr und wir konnten viele Elefanten und Elefanten-Familien aus nächster Nähe beobachten. Des Weiteren sahen wir unzählige Pfauen, unterschiedlichste Vögel, Büffel und Krokodile.
Wir hörten davon, dass am Rekawa Turtle Beach derzeit die Schildkrötenzeit begann und fanden eine tolle Unterkunft ganz in der Nähe des palmengesäumten leeren Traumstrandes, an dem so viele riesengroße Wellen ans Land brachen, die aber eine derartige Wucht hatten, dass wir hier leider nicht baden gehen konnten. An einer seichten Stelle abgeschirmt von Steinen konnten wir uns aber etwas ins Wasser legen und die notwendige Abkühlung holen.
Am Abend sagte uns unser dortiger Gastgeber Bescheid, dass sein Freund von der Turtle Station gemeldet hat, dass eine Riesenschildkröte zum Eier ablegen an Land gekommen ist. Wir hatten das Glück direkt um die Ecke einer hiesigen Schildkröten-Aufzuchtstation zu wohnen, die die abgelegten Eier ausgräbt und behütetet bis die Jungtiere nach ca. 60 Tagen schlüpfen. Anschließend werden sie aufgezogen bis sie groß genug sind und werden dann am Strand wieder ausgesetzt, damit sie das letzte Stück bis ins Wasser alleine krabbeln. Das ist wichtig, damit die Schildkröten später, wenn sie selbst Eier ablegen, wieder an denselben Strand finden. Dieses Naturphänomen ist bei Schildkröten nämlich allgegenwärtig: sie kommen immer an denselben Strand zur Eiablage, an dem Sie selber geschlüpft sind. Zusammen mit 20 weiteren Touristen wurden wir unter Rotlicht zu der Schildkröte geleitet, die anfing die Eier abzulegen. Danach begann sie die Eier mit den hinteren Beinen mit unendlich viel Sand abzudecken. Die ganze Prozedur dauerte über 1,5 Stunden ehe die Schildkröte sich wieder ins Wasser schob. Was für ein Erlebnis!
Am Heiligabend fuhren wir dann weiter nach Merissa, wir hatten uns zuvor erkundigt und hörten dort wäre etwas mehr los als in den ruhigen Gegenden, in denen wir bisher waren und wir wollten Weihnachten gerne unter ein paar Leuten sein. Wir planten schön am Strand einen frisch gefangenen und gegrillten Fisch zu essen und in stimmungsvoller Umgebung den Wellen zu lauschen. Als wir am Strand zum Essen ankamen, verschwand unsere Vorfreude dann aber doch ziemlich schnell. Jedes Restaurant begann damit laute Musik zu spielen und versuchte dabei glasklar seinen Nachbarn noch zu übertönen. Eine Unterhaltung war irgendwann quasi nicht mehr möglich. Weihnachtliche Stimmung kam dabei nicht bei uns auf. Wir aßen unseren Fisch und suchten uns anschließend ein netteres Plätzchen weiter hinten am Strand, tranken zwei Cocktails, um den Lärm ertragen zu können und machten uns dann bald auf den Rückweg in unsere Unterkunft, als die Party am Strand so richtig los ging. Wir wollten zwar Stimmung, aber auf eine solche Stimmung waren wir dann irgendwie auch nicht eingestellt. Wir erinnerten uns an das Weihnachten 2019, als wir auf unserer Weltreise 1.0 in Sao Paulo (Brasilien) waren. Dort wurde der halbe Abend über Feuerwerk in die Luft geschossen. Offenbar wird Weihachten in einigen Ländern so ganz anders gefeiert als bei uns.
Zum Abschluss ging unser letzter Streckenabschnitt im Tuktuk durch die trubelige Millionenstadt Colombo. Hier mussten wir quasi durch, um nördlich von Colombo unser Tuktuk bei tuktukrental.com wieder abzugeben und dort lag auch der Flughafen. Janina navigierte uns durch die Straßen und ich suchte jede Lücke im Straßenverkehr, um meinen nun schon bereits seit drei Wochen erprobten sri-lankischen Fahrstil auszuüben und nicht sonderbar als Ausländer aufzufallen. An der Ampel schmunzelten die einen oder anderen Tuktuk-Fahrer dann aber doch schon mal, wenn sie uns „weißen“ Touristen am Steuer des Tuktuks sahen und winkten freundlich. Wir fielen zumindest nicht nur in Colombo, sondern im ganzen Land mit unserem Tuktuk auf und wurden immer angelächelt. Jedenfalls machte mir die Kurverei durch den dichten Verkehr doch mehr Spaß als ich zuvor gedacht hätte. In der tuktukrental.com WhatsApp Gruppe berichteten einige andere Tuktuk-Touristen, dass man als Europäer die Großstadt eher meiden sollte, weil der Verkehr zu enorm wäre.
Nachdem wir unser Gefährt sicher durch Colombo geführt und wieder abgegeben hatten, fuhren wir ein letztes Mal zum Restaurant Paloma, bei dem wir zu Anfang unserer Sri Lanka Reise schon ein paar Mal gegessen haben. Dort verbrachten wir die letzten Stunden, bevor unser Nachtflug mit Sri Lankan Airways nach Thailand ging.
Unser Fazit zu Sri Lanka lautet: Machen! Angucken! Unbedingt hinfahren! Wir können den aktuellen Reise- und Sicherheitshinweis vom Auswärtigen Amt nicht nachvollziehen. Es wird schon seit längerer Zeit davor gewarnt, dass durch wirtschaftliche Sanktionen nicht ausreichend Güter des täglichen Bedarfs zur Verfügung stehen. Es stimmt zwar, dass die Einheimischen aktuell jede Woche nur fünf Liter Benzin zugeteilt bekommen, aber für Touristen gibt es an jeder Tankstelle einen vollen Tank. Lebensmittel sind auch ausreichend vorhanden und es gibt alles was das Herz begehrt. Die einzige Situation, über die wir uns kein Urteil erlauben können ist, wie die medizinische Versorgung aktuell ist. Wir würden aber jederzeit wieder nach Sri Lanka reisen, denn es hat uns hier sehr gut gefallen: Die Menschen sind super freundlich, die Natur ist wunderschön und das Essen ist wirklich äußerst lecker!
Estuti Sri Lanka – Danke für die schöne Zeit, die wir erleben durften!
Wow, was für spannende und aufregende Tage ihr dort hattet.
Gute Weiterreise 🫶🏻
Hallo!
Was für ein Abenteuer! Ich liebe eure Beschreibungen und die Fotos. So eine tolle Darstellung des Landes und der Reise. Viel Spaß weiterhin…
Ich denke auch gerne an Sri Lanka und unseren Guide Dinesh aus Koggalla zurück. Und die Elefanten so nah zu sehen, war echt beeindruckend.
Gute Reise weiterhin und danke für das wecken der Erinnerungen 🙂