#16 Guatemala: Land der Vulkane und Mayas
Unsere Reisezeit: Februar 2020

Von Costa Ricas Hauptstadt San José sind wir nach Guatemala-City geflogen. Die eher unsicheren Länder Mittelamerikas Honduras, El Salvador und Nicaragua wollten wir überspringen. Im Laufe der Reise durch Costa Rica hörten wir allerdings viele schöne Eindrücke von anderen Reisenden über Nicaragua und wir ärgerten uns, dass wir nicht doch einen kurzen Abstecher eingebaut hatten. Naja, nächstes Mal eben. 🙂
Durch unsere Erfahrungen beim Abflug von Cartagena in Kolumbien nach Panama-Stadt waren wir dieses Mal darauf vorbereitet einen Nachweis für die Weiter- bzw. Ausreise aus Guatemala vorzuweisen. Wir wollten nämlich wieder über Land ausreisen und hatten somit kein Weiterflugticket. Aber – wir hatten ein „manipuliertes Busticket“ in der Tasche, welches wir mit ein bisschen Kreativität selbst erstellt haben. Und wie es dann eben so ist, wenn alles vorbereitet ist, wollte natürlich niemand das Ticket sehen.
In Guatemala-Stadt angekommen sind wir wieder mit dem Uber zu unserer AirBnB Unterkunft in die sichere Zone 10 gefahren. Wir haben gute Erfahrungen damit gemacht die erste Unterkunft in einem neuen uns bisher unbekannten Land so zu wählen, dass wir zusammen mit den Einheimischen in einem Haushalt wohnen – also ein Zimmer in einer Privatwohnung oder einem Haus mieten, aber wenn möglich unser eigenes Bad haben. Direkt bei den Einheimischen zu leben hat den Vorteil Informationen über das neue Land aus erster Quelle zu erhalten und unsere Fragen beantwortet zu bekommen. Zum ersten Mal auf unserer Weltreise wurden wir bei genau so einer Unterkunft aber nicht persönlich empfangen. Wir haben uns beim Pförtner vorgestellt, erhielten den Schlüssel und sind mit dem Fahrstuhl zur Wohnung hochgefahren. Als wir die Tür öffneten, standen wir in einer fremden Wohnung und es war niemand da. Plötzlich, ein Quietschen, ein Bellen und etwas sprang an uns hoch: der kleine Chihuahua „Ché“ begrüßte uns stürmisch. Gott sei Dank, es war ja doch jemand zu Hause. 🙂
Wir machten uns später auf den Weg in eine Mall (Einkaufszentrum) um dort Bargeld am Bankautomaten zu ziehen und kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Das war wirklich eine schöne und sehr moderne Mall mit Geschäften, die es nicht mal in der Bremer Innenstadt gibt. Das haben wir hier in Guatemala nicht erwartet. Auf der Suche nach einem Restaurant dann die nächste Überraschung: Gegenüber von der Mall fanden wir ein arabisches Restaurant. Wochenlang haben wir Reis mit Bohnen in den verschiedensten Variationen gegessen und hatten an diesem Abend eine wirklich tolle Abwechslung: Hackfleisch-Spieße, Kebap, Hummus, Meze und Joghurtdip – hmmm, das war wirklich lecker. Auf dem Rückweg sind wir dann noch schnell in den Supermarkt gegangen und wurden an diesem Tag das dritte Mal überrascht: Hier hatten wir wieder mal eine große Auswahl an Lebensmitteln zu vernünftigen und nicht wie in Costa Rica überteuerten Preisen.

Guatemala-City gehört nicht gerade zu den größten Sehenswürdigkeiten in Guatemala. Es ist zudem eine sehr unsichere Stadt. Davon ausgenommen sind ein paar wenige Stadtbezirke, die hier Zonen genannt werden. Eigentlich wollten wir auch gar nicht in der Stadt übernachten, aber es gab keine Möglichkeit am selben Tag der Landung nachmittags noch zu unserem nächsten Ziel dem Lago de Atitlán zu kommen. In Guatemala fahren die so genannten „Chicken-Busse“. Das sind ehemalige Schulbusse, z.T. auch aus den USA, die heute für den Public Transport eingesetzt werden und alles, unter anderem auch Hühner transportieren – daher der Name. Die Busse sollen von Touristen mit Gepäck am besten gemieden werden. Also haben wir uns für einen Minibus Shuttle entschieden, den übrigens auch gerne bessergestellte Einheimische nehmen, um von Guatemala-City zum Atitlán-See zu gelangen. Am Vorabend hatten wir allerdings noch kein Ticket, das machte uns ein wenig nervös. Wir verbrachten eine ganze Zeit im Netz und lasen immer wieder, dass man sich online 24 Stunden vor Reiseantritt gemeldet haben sollte. Als die Eigentümer unserer AirBnB Unterkunft abends um 22 Uhr endlich nach Hause kamen, konnten wir sie fragen ob sie eine Idee haben. Und tatsächlich haben sie sofort den Hörer in die Hand genommen und uns zwei Plätze bei einem Anbieter für den morgigen Tag reserviert. Eine endgültige Zusage hatten wir zwar erst am nächsten Morgen, aber ohne ihre Hilfe hätten wir wohl an diesem Abend nichts Erfolgreiches zustande gebracht. Es lohnt sich also immer ein Gast in Privatunterkünften zu sein. 🙂 Außerdem unterstützten wir mit dieser Übernachtungsmöglichkeit auch die einheimische Bevölkerung und nicht irgendwelche weltweiten Konzerne – da legen wir bei unseren Reisen großen Wert drauf! Unser Geld soll bei den Einheimischen ankommen und nicht bei großen Unternehmen in den USA oder anderswo auf der Welt.




Am Lago de Atitlán im Örtchen Panajachel angekommen mussten wir nach ca. fünf Stunden Fahrt noch in ein Boot umsteigen, weil unser Zielort San Marcos La Laguna auf der anderen Seite des Sees lag. Nach weiteren 30 Minuten Fahrt erreichten wir dann San Marcos. Erster Eindruck: Hier sind wir am Ende der Welt angekommen. Hippies, Yoga-Jünger und Aussteiger soweit das Auge reicht, mitten in der indigenen Welt der Maya-Nachkommen. Die Landschaft ist von Vulkanen geprägt. Hier sollten wir uns wohl fühlen.



Die nächsten Tage zeigten dann aber doch das Gegenteil. Entschleunigung, Einfachheit und wie es in Costa Rica so schön genannt wird – das Pura Vida – damit kommen wir sehr gut zu recht. Hier in San Marcos waren es aber die Menschen, die uns etwas schräg erschienen. Meist grimmig ausschauende Guatemalteken mit Maya-Wurzeln, von denen jeder fünfte mit einer Machete herumlief (einige davon ganztags betrunken). Ich meine, wofür braucht man eine Machete, wenn man nicht gerade im Dschungel unterwegs ist und sich den Weg freischlagen möchte? Wir wussten ja auch, dass Guatemala nicht zu den sichersten Reiseländern gehörte und uns war jedes Mal etwas mulmig, wenn wir jemandem alleine auf der Straße begegneten der eine armlange Machete griffparat hatte. Dann gab es diese Yoga-Leute, die morgens nach ihrer Sonnengruß-Einheit vom Dach pinkelten (!). Und wir sahen völlig verlumpte Backpacker vor Ort, oft in Begleitung von mehreren Hunden, deren Haare die Erde erreichten und die anscheinend schon seit zehn Jahren auf Reisen sind ohne einmal ihre Klamotten gewechselt zu haben. Das war selbst für uns alles etwas zu „alternativ“. Der Einkauf von Lebensmitteln gestaltete sich zudem ebenfalls als schwierig. Die Minimärkte hatten eine begrenzte Auswahl von verstaubten Lebensmitteln, Fleisch- und Wurstwaren waren sogar gänzlich Fehlanzeige. Und die Touristen wurden aufgrund der wenig vorhanden Lebensmitteln, dann auch noch so richtig abgezockt…



Der Ausblick von San Marcos auf drei nebeneinanderliegende Vulkane gegenüber dem See entschädigte uns dafür aber mächtig. Richteten wir unseren Blick von unserer Terrasse etwas weiter nach links fiel unser Blick auf einen weiteren Vulkan, den „Fuego“, der eines Morgens beim Frühstück auf einmal rauch spuckte. Moment! Ein rauchender Vulkan? Wie bitte? Hat das seine Richtigkeit? Wir holten schnell unser kleines Fernglas heraus, das wir dabeihatten, schmissen zusätzlich die Google-Suchmaschine an und fanden heraus, dass dieser Vulkan aktiv ist und zuletzt 2018 (!) einen größeren Ausbruch mit mehreren hundert toten Menschen verzeichnete. Wahnsinn! Hoffentlich bleibt es bei dem bisschen dunklen Rauch, dachten wir uns. Später fanden wir heraus, dass der Vulkan öfter mal ein bisschen vor sich „rumhustet“.

Ein Tier mochte uns am Atitlán See besonders gerne und wir nannten die niedliche Katze „Miezi“, die uns jeden Tag mehrmals auf unserer Terrasse besuchte. Manchmal wartete sie sogar schon auf uns bis wir morgens aufstanden und turnte vor unserem Fenster herum oder sie stand vor der Eingangstür zum Grundstück, und wartete darauf dass wir wieder nach Hause kamen. Sie jagte außerdem die Eichhörnchen von unserem Dach und von den Bäumen, das war ein großer Spass. Sie wollte auch immer gerne zu uns ins Häuschen. Da die Katze aber offenbar ohne Besitzer war, konnten wir sie leider nicht herein lassen. Zu groß war die Gefahr, dass irgendwelche Krankheitserreger in unseren Wohnbereich kommen. Streicheln konnten wir sie daher auch nicht, auch wenn sie sehr gepflegt aussah. Das Tierherz in uns macht das natürlich nicht gerne, aber wir haben uns schon auf früheren Reisen angewöhnt Straßentiere lieber zu ignorieren und vor allen Dingen nicht anzufassen, auch wenn es uns sehr schwer fällt. Bei Miezi machten wir dann aber doch irgendwie eine Ausnahme und redeten ganz viel mit ihr und sie mit uns…



Mit dem Boot setzten wir an einem Tag über den See zu den Städtchen San Pedro und San Juan über, um uns die Orte anzuschauen. Die Überfahrt dauerte nur wenige Minuten und wir waren auf einmal in einer ganz anderen Welt. Gerade San Pedro war größer und mit vielen Backpackern, Restaurants und Bars versehen. Das war auch der Grund, warum wir diesen Ort nicht für unseren Aufenthalt auswählten. Wir wollten kein Trubel um uns herum, sondern eine chillige Umgebung haben. Wir stellten aber fest, dass zumindest an dem Sonntagvormittag an dem wir dort waren, der Ort gar nicht so schlimm und überlaufen war wie befürchtet. Wir schauten uns den hiesigen Markt an (wir lieben die Märkte in fremden Ländern!) und hatten gegen Mittag Hunger und sind rein zufällig an einem Schild vorbei gekommen mit der Aufschrift „Every Sunday: Best Barbecue in Guatemala“. Vorsichtig trauten wir uns in den von vielen US-Amerikanern belagerten Biergarten. Das waren auch keine Backpacker, sondern es sah so aus, als wenn diese Amis hier leben würden. In der Tat gibt es in der Region am den Atitlán See einige Amerikaner, die sich hier niedergelassen haben und im Tourismusbereich arbeiten. Unsere Unterkunft in San Marcos gehörte auch einem Ami. Jedenfalls schauten wir uns das Treiben von diesem Event-Barbecue vor Ort erst einmal an und wurden schnell überzeugt, da müssen wir auch etwas essen, so dass wir uns spontan hingesetzt haben und am Barbecue teilnahmen. Das Essen war eine willkommene Abwechslung zu Zeiten von Reis mit Bohnen. 🙂





Nach einer kompletten Nacht ohne Strom machten wir uns auf zu unserer nächsten Station in Guatemala: Antigua. Es ist nicht die karibische Insel gemeint, sondern eine schöne Stadt unweit von Guatemala-City. Die im Schachbrettmuster angelegte Stadt erinnerte uns beide an Trinidad – nein auch keine Insel, sondern eine karibische Stadt an der Küste Kubas. Dort verbrachten wir 2015 unseren Urlaub und beide Städte hatten ähnliche flachbautige Häuser mit wunderschönen Hinterhöfen, die von vorne nicht sichtbar sind und zusätzlich gab es dieses charmante Kopfsteinpflaster auf den Straßen. Vor einem großen Erdbeben im 19. Jahrhundert war Antigua die Hauptstadt Guatemalas. In Antigua hatten wir uns ein kleines Häuschen gemietet, das uns irgendwie die ganze Zeit an spanische Bauten erinnerte. Nach dem eher einfachen Aufenthalt am Atitlán See konnten wir in Antigua alles bekommen, was unsere Gaumen erfreute. Wir kauften im gut bestückten Supermarkt ein, der aber völlig sinnbefreit aufgebaut war. Wir besuchten den gigantischen Markt, kochten uns selber etwas oder gingen essen. Hier gab es auch mehrere Sternerestaurants, aber einen dortigen Besuch konnten wir uns nicht leisten. Wir gaben uns mit einfacher Hausmannskost zufrieden, die aber sehr lecker war. In Antigua gab es auch mal wieder eine kleine Brauerei und beim Stadtrundgang durch Antigua haben wir das von uns lang ersehnte Fitnessstudio gefunden, wo wir für umgerechnet 5 US$ über drei Stunden Cardio- und Kraftsport treiben konnten.






In Antigua hat es uns sehr gut gefallen. Von der alten Hauptstadt sind wir dann mit dem Minibus Shuttle zum Flughafen nach Guatemala-City gefahren. Von dort ging es per Flugzeug nach Flores. Auf der kleinen Insel, die in einem Binnensee, dem Lago Petén Itzá gelegen ist, fühlten wir uns sehr wohl. Dort waren die Menschen freundlich und der Ort wirkte irgendwie ein wenig verschlafen.



Von Flores aus haben wir einen Tagesausflug zu den bekannten Mayatempeln von Tikal unternommen. Wir buchten uns einen Shuttle für wenige US$ und fuhren morgens um 6 Uhr los. Es war noch dunkel auf dem Weg zum Treffpunkt des Shuttle Service. Nach 1,5 Stunden Fahrt kamen wir am Zielort an und erwarteten – viele Menschen. Da wir 2016 die Inkastadt Machu Picchu in Peru besucht haben (die übrigens faszinierend ist!) und dort täglich 2.000 Besucher Einlass erhalten (wenn es nicht reglementiert wäre, würden noch mehr kommen), haben wir mit ähnlichen Zahlen gerechnet. Tikal ist eine der bedeutendsten Mayatempel in Guatemala, Belize und México. Zu unserem großen Erstaunen, war es in Tikal aber menschenleer. Hatte das mit dem Coronavirus zu tun? Wo sind eigentlich die vielen Chinesen, die wir sonst auf unseren Fernreisen so oft sehen? Keine Spur von Chinesen und allgemein von Asiaten. Wir dachten darüber nach und wir glauben zuletzt welche auf den Galápagosinseln gesehen zu haben.





Tikal fanden wir sehenswert und beeindruckend. Wir konnten uns auf dem großen Gelände frei und ohne Guide bewegen. Es wurden sogar bisher noch nicht einmal alle Ruinen ausgegraben. Einige waren noch vollkommen mit Erdreich bedeckt und von dicken großen Bäumen bewachsen. Sehr erstaunlich! Die meisten Tempel durfte man zudem noch besteigen. Das ist auf vielen anderen Mayaruinen in México oft nicht mehr möglich. Wir haben in unserem Reiseführer gelesen, dass es gelegentlich auch zu Überfällen auf dem Tikal-Ruinengelände kommen kann, vor allem, wenn eine bestimmte abgelegene Ruine besucht wird. Da an diesem Tag auf dem Gelände wirklich wenig los war, haben wir uns entschlossen diese bestimmte Ruine einfach mal auszulassen. Immerhin hatten wir unser komplettes Technik-Equipment inklusive Spiegelreflexkamera, Teleobjektiv und 4k-Aktioncam dabei. Aber es gab auch so genug zu sehen: wir besuchten innerhalb von sieben Stunden die unterschiedlichen kleinen und ziemlich großen Mayatempel, machten schöne Aufnahmen und fürchteten uns auf den einsamen Dschungelpfaden von einer Ruine zur nächsten vor den Wildkatzen, die es hier auch noch geben sollte. Davon bekamen wir allerdings keine vor die Linse. Als es dann aber doch das eine mal etwas lauter im Gebüsch raschelte… kam eine Nasenbärfamilie hervor. 🙂


In der Summe hat uns Guatemala mit Ausnahme des Atitlán Sees gut gefallen. Ausgerechnet der See hatte bei uns aber zuvor die größten Erwartungen erweckt, weil wir viel Positives gelesen haben. So ist es manchmal: Das Beste ist immer keine Erwartungen zu haben, denn ohne Erwartungen kann man eigentlich auch nur positiv überrascht und nicht enttäuscht werden.
Mal wieder wow! Ich, wir lernen viel für unsere zukünftigen Reisen. Schön, dass ihr es so gut habt. Genießt die Zeit 😍👣
Pyramide sowieso… Gefahr durch Überfälle… seid ihr Karateka oder KITA-Mitarbeiter!? Und richtig: Nicaragua ist echt schön! Weiterhin alles Gute und bleibt gesund!
Du bist echt der Knaller! Ich habe erst meinen Orangegurt, ich bin raus 😀