#11 Ecuador – ein wunderbares Land, trotz persönlicher Hindernisse
Unsere Reisezeit: Januar 2020
Auf geht’s zum Cotopaxi!
Von Riobamba Centro ging es mit dem Taxi zum Terminal Terrestre (so heißen die großen Busbahnhöfe in den spansichsprachigen angloamerikanischen Ländern) und wir hofften einen Bus nach Machachi zu erwischen. Unsere nächste Unterkunft lag nämlich so weit in der Pampa, dass es dort weder Internet noch Handyempfang gab und wir konnten dort nur hinkommen, indem wir um 11 Uhr an der Estatua del Caballo (Pferdestatue) in Machachi standen, damit wir von dem Shuttleservice des „Secret Garden Cotopaxi“ mitgenommen werden. Na, dann wollen wir doch mal gucken, ob wir das hinbekommen! Also rein in den Terminal, da war auch gleich ein Bus, der nach Quito ging, und sie versicherten uns, dass sie uns an der Pferdestatue in Machachi Bescheid geben werden. Auf der Busfahrt gab es nicht ganz so viele fliegende Händler, dafür allerdings einen Film, in dem es darum ging, dass eine Familie mit ihrem neuen Auto mit 160 km/h auf der Autobahn unterwegs war und sich der Tempomat nicht mehr abstellen ließ. Das hatte schon eine ziemliche Ironie, da wir selbst in einem Bus saßen, der ziemlich waghalsig über die Straßen flog. Irgendwie lustig, irgendwie auch nicht… ich hatte zum Glück meine beiden Schutzengel dabei, die mir vor Abreise geschenkt wurden. So kamen wir nach ca. 2,5 Stunden Fahrt um 10 Uhr in Machachi heile an und mussten nun noch eine Stunde auf den weiteren Shuttle warten. Hier saßen dann irgendwann nicht nur mehr wir, sondern auch noch ein paar andere Backpacker. Wie sich herausstellte werden wir mit diesen die nächsten drei Tage wie auf einer „Klassenfahrt“ verbringen. Der Busshuttle traf etwas verspätet ein, und wir fuhren weitere 1,5 Stunden über Schotterstraßen zum Secret Garden. Unsere abenteuerliche Reise hatte ein Ende und wir sind wirklich da angekommen wo wir hinwollten. Den Tipp im Secret Garden zu übernachten hatten wir von einem Holländer auf den Galápagosinseln erhalten, der derzeit mit seiner Familie auf Aruba lebt.


Das Secret Garden Cotopaxi hatte eine unbeschreibliche Lage auf 3.500 m Höhe mitten zwischen Vulkanen, umgeben von grünen Wiesen, Lamas und Kühen und mit Blick auf den Cotopaxi, den bekanntesten Vulkan Ecuadors. Wir fühlten uns ein bisschen wie in den europäischen Alpen – wenn die Lamas und die Höhe nicht wären!


Der Cotopaxi ist mit einer Höhe von 5.897 m der zweithöchste Vulkan und Berg Ecuadors. Er zählt zu einer der höchsten aktiven Vulkanen weltweit. Der inaktive Vulkan Chimborazo, den wir von Riobamba aus sehen konnten, ist mit 6.263 m Höhe über dem Meeresspiegel der höchste Berg in Ecuador. Beide Berge haben eine Gletscherspitze. Der Cotopaxi ist auch besteigbar – aber nicht für uns. Wir sind keine Bergsteiger – aber vielleicht sind wir ja Hiker nach dieser Reise. In der Gegend rund um den Cotopaxi haben wir zwei Hikes gemacht. Am Tag unserer Ankunft haben wir mit allen Neuankömmlingen den Waterfall-Hike bezwungen. Dieser ging zwei Stunden durch knietiefes Wasser, wir mussten an Wänden entlang klettern und durch dichten Wald krabbeln. Und das ganze haben wir in Gummistiefeln bewältigt – das hat Spaß gemacht!



Am Tag darauf ging es zu einem Hike auf den Pasochoa, der normalerweise 5-6 Stunden dauert. Nach den ersten 30 Minuten war ich bereit zur Umkehr, da es auf dieser Höhe nicht wirklich möglich war Luft zu bekommen und der Aufstieg doch ziemlich steil bergauf ging. Cocablätter, die wir in Cuenca auf dem Markt gekauft haben und die wir uns zwischen die Wangen schoben und dessen Saft wir auspressten, schafften Abhilfe. Die Sauerstoffaufnahme wird im Blut optimiert, die Lungenflügel weiten sich ein wenig und das Atmen fällt leichter. In den südamerikanischen Anden gehören Cocablätter zum Alltag und bei den Andenvölkern seit Jahrtausenden zur Lebenskultur. Sie sind hier weder illegal noch auf irgendeine Art und Weise berauschend. Um aus Cocablättern Kokain zu gewinnen, wird eine exorbitante Menge des Rohstoffs und ein langer chemischer Prozess gebraucht. Vor drei Jahren in Peru und Bolivien hatten wir uns hierüber bereits ausgiebig informiert. Und als ich meine Skepsis abgelegt hatte und den ersten Cocatee getrunken haben, wobei die getrockneten Blätter einfach mit heißen Wasser aufgegossen werden, war ich über den guten Geschmack positiv überrascht. Und es ist ansonsten nichts weiter passiert, außer dass der Höhenschwindel nachließ und einem das Atmen leichter fiel.

Wir kämpften uns also weiter hoch auf den Pasochoa, auf dessen Spitze wir auf 4.200 m standen und einen wunderbaren Ausblick unter anderem auf Quito hatten. Wir waren insgesamt zehn Hiker plus unser deutscher Guide Joshua und zwei Hunde vom Hostel, die den Hike jeden Tag machen. Obwohl wir beide gemeinsam mit einem Engländer immer die letzten der Gruppe waren und immer wieder Pausen machen mussten, waren wir am Ende nach 4,5 (!!) Stunden fix und fertig unten in unserer Herberge! Meine Fresse, wir hätten uns doch noch mehr Zeit lassen sollen… Für mich war das wirklich grenzwertig!

Den Rest des Tages war der übliche Rhythmus angesagt – achja, das habe ich noch gar nicht berichtet: Warum Klassenfahrt? 7:30 Uhr Frühstück für alle, 13 Uhr Mittagessen für alle, 17 Uhr Meeting für alle, um zu besprechen wer was am nächsten Tag machen möchte, 19 Uhr Abendessen für alle! Außerdem waren 90 % der Bewohner jünger als wir, inkl. des Personals. Die meisten übernachteten in Dorms (Mehrbettzimmern), aber dafür sind wir mittlerweile viel zu sehr Flashpacker, als Backpacker. Wir haben gerne unser eigenes Zimmer, wenn möglich mit privatem Badezimmer. Dies hatten wir auch hier: eine Cabaña mit Doppelbett, Bad und eigenem Ofen. Dieser wurde abends angezündet und es war dann nach dem Abendessen immer ein saunaartiger Zustand in unserem Häuschen, in dem wir es dann ohne zu Lüften gar nicht aushielten. Gefroren haben wir in den Nächten mit einstelligen Temperaturen zumindest nicht.


Ecuadors Hauptstadt Quito…
Am Abreisetag hätten wir auch noch einen Ausflug machen können, aber wir waren noch so fertig von dem Pasochoa-Hike, dass wir nur faulenzten und unsere Fotos sortierten. Abreise war um 15 Uhr mit einem Kleinbus nach Quito – Ecuadors Hauptstadt. In Quito angekommen beklagte sich Tobi bereits über starke Halsschmerzen und Schluckbeschwerden, zu denen sich am nächsten Tag auch noch Fieber, Schnupfen und Husten gesellte. Wir beschlossen einen Arzt aufzusuchen, der online von der deutschen Botschaft in Quito empfohlen wurde und der glücklicherweise nur einen Kilometer fussläufig von uns entfernt war. Der Arzt war sehr nett und konnte fließend deutsch und fand heraus, dass Tobi eine bakterielle Rachenwegsentzündung hatte, gepaart mit einer Erkältung. Dies hatte Tobi ebenfalls schon vermutet, aber wir wollten ausschließen, dass es sich bei dem Fieber um etwas Anderes handelt, wo wir die vergangenen Wochen doch in Gebieten unterwegs waren, in denen Malaria, Dengue- und Gelbfieber verbreitet waren. So gingen wir nach Hause, ich kochte eine Hühnersuppe und Tobi ruhte sich zugedröhnt mit Antibiotika und Ibuprofen aus. Ich habe mich an dem Abend noch mit Damian auf ein Bierchen getroffen, den netten Ecuadorianer, den wir bereits auf den Galápagosinseln kennen gelernt haben.

Am Tag drauf bin ich alleine mit dem Uber zur Haltestelle des Hop On Hop Off Bus von Quito gefahren und habe eine dreistündige Stadtrundfahrt mitgemacht. Bis auf diese Busfahrt und den fantastischen Ausblick von unserer Wohnung, haben wir leider nichts weiter von Quito sehen können. Aber das macht nichts, denn Ecuador hat uns sehr gut gefallen. Trotz, dass uns die 500,- US$ unberechtigterweise abgebucht wurden, dass zu Hause der Heizungsschaden war, dass wir diese unschöne Erfahrung mit der Fähre hatten, mein Girokonto kurzfristig gesperrt war, ich mit Knieschmerzen zu kämpfen hatte und Tobi mit Fieber im Bett lag… wir können sagen: Ecuador, wir kommen definitiv wieder! Die nächste Route ist bereits mit Damians Hilfe ausgearbeitet. 🙂 Ein echt geiles Land, mit gutem Essen, freundlichen, äußerst hilfbereiten und gastfreundschaftlichen Menschen, einer atemberaubenden Landschaft und einer interessanten Kultur. Wenn die Galápagosinseln ausgeklammert werden, ist Ecuador auch gut mit kleinem Budget zu bereisen und vor allem ist es hier sicher. Also Leute, vamos a Ecuador!




PS: Wir haben das Geld von der Santander Bank übrigens zurückerstattet bekommen!
Tolle Geschichte.. Abenteuer pur. Total verrückt.
Weiterhin alles Gute.
Liebste Janina!
…..du solltest ein Buch schreiben, so wunderbar sind deine Texte mit einem Schuss SPASS dabei! Ich bin inzwischen mit der Gruppe im Grenzgebiet zu Argentinien und habe ein ‚kleines‘ Problem mit der Vordergabel an der KTM. Das Öl ist ausgeronnen, d.h. momentan funktioniert nur noch die Hinterbremse für die nächsten 1.600 km, aber wird schon gehen ;-)))
Weiterhin viel Spass euch und ich hab auch schon einen ‚Deal‘ ausgemacht: Ein inzwischen guter Freund in Santiago de Chile, BMW-Fahrer und Motorradvermittler (als Deklarant) hat mich eingeladen, ich kann seine 125er haben, wann immer ich will und da werde ich sicherlich die nächsten 2 Jahre wiederkommen und damit bis zumindest nach Cuenca fahren….. die Österreicherin Heidi besuchen und sonst noch einiges in Ecuador machen. Das mit dem Cotopaxi gefällt mir sehr gut, da kann man doch sicherlich auch mit dem Moped hinkommen, oder?
Das wird sicherlich etwas holperig, aber da kannst du bestimmt mit dem Motorrad hinfahren. Danke für das Kompliment und noch viel Spass auf deiner Tour.
Eure Erlebnisse werden von Dir toll wiedergegeben. Du solltest Schriftstellerin werden. Ich wünsche Euch Beiden weiterhin viele spannende Erlebnisse und Tobi wünsche ich gute Besserung. Vielleicht war es auch nur eine Flu wie in den USA…
Also gute Besserung und Kopf hoch.
Danke, Manni! Tobi ging es zum Glück schnell wieder besser.