#5 Spontan nach Lesotho

8. Januar 2020 1 Von Tobi

Unsere Reisezeit: Dezember 2019

Berlin, Hanover und Frankfort haben wir auf dem Weg nach Lesotho in nur kurzen Abständen hinter uns gelassen. Es sind Orte in Südafrika, die an der N6 in Kürze hintereinander folgten. Bei Berlin handelte es sich um ein Township. Wo liegt eigentlich Lesotho?

Atemberaubende Berglandschaft in Lesotho

Lesotho ist ein Berg-Staat und Königreich mitten in Südafrika, quasi so wie Bremen in Niedersachsen. Die höchsten Berge dort messen um die 3.500 Meter über NN. Spontan änderten wir unsere Pläne und fuhren vom wunderbar gelegenen Cintsa an der Wild Coast direkt zur Malealea-Lodge nach Lesotho. Auf der Fahrt haben wir den Grenzübergang zwischen Südafrika und Lesotho passiert. Wir waren die einzigen Personen, die den Grenzübergang passieren wollten. Es war also nicht viel los, und wirkte irgendwie fast ein wenig verschlafen. Den Wagen abgestellt, Ausreisestempel in den Pass, mit dem Wagen 20 Meter weiter gerollt, dort Einreisestempel für Lesotho erhalten und 40 LSL (Lesotho Loti – ungefähr 2,50 €) für die Nutzung der Straßen im neuen Land als Tollgebühr gezahlt… weiter geht’s. Uns fällt gleich auf, hier ist das Fahren auf den Straßen viel entspannter als in Südafrika. Die letzten sieben Kilometer Anfahrt zur Lodge waren über eine Gravelroad (man könnte auch Buckelpiste sagen). Insgesamt sind wir an diesem Tag 550 km gefahren. Das war auch die längste Strecke unserer Selbstfahrertour durch das südliche Afrika. Für die letzten sieben Kilometer brauchten wir im zweiten Gang des Toyota Corolla Quests allerdings über 30 Minuten. Angekommen in der Lodge fühlten wir uns gleich wohl. Eine nette Anlage mit viel Grün und schönen Rodaveln – die typischen Unterkünfte in Lesotho. In einem davon wohnten wir nun für die nächsten zwei Nächte. Abends haben wir hausgemachtes afrikanisches Essen serviert bekommen, zubereitet durch Ladys aus dem angrenzenden Dorf. Die Lodge leistet einen großen Anteil für den sozialen Aufstieg des Dorfes und beschäftigt viele Dorfbewohner als Mitarbeiter. Lesotho ist ein sehr armes Land mit einer traumhaften Berglandschaft, die ich bisher noch nie woanders in ähnlicher Form gesehen habe.

Unser Rondavel in der Malelea-Lodge

Am nächsten Tag haben wir einen zweistündigen Ausritt auf Lesotho-Pferden gemacht. In Lesotho funktioniert noch vieles mit Eseln und Pferden, das Industriezeitalter ist noch nicht eingekehrt. Wir haben einen Guide an die Hand bekommen, der uns bei dem Ausritt über ein Hochland-Plateau begleitet hat. Ich habe vorher noch nie auf einem Pferd gesessen, geschweige denn bin ich auf einem geritten. Etwas mulmig aber frei nach dem Motto „so schwer kann das nicht sein“ setzte ich mich auf das Pferd „Up and Down“ (wie ich später erfuhr war dies der Name des Pferdes) und nach einer kurzen Einweisung wie ich das Pferd „lenke“, ging es auch schon los.

Es war ein schöner Ausritt mit tollen Ausblicken auf die Berglandschaft. Das mulmige Gefühl begleitete mich immer dann, wenn das Pferd eben nicht ruhig und besinnlich dem Guide folgte. Manchmal blieb es stehen, wollte fressen und gar einen anderen Weg mit mir gehen. Als „Pferdeflüsterer“ konnte ich dem Pferd aber stets meinen Reiterwunsch mitteilen und kam auch am Ende des Rittes – allerdings mit einem wundgerittenen Po – am Ziel an.

Ausritt mit Pferden

Am folgenden Tag fuhren wir weiter zu unserer nächsten Unterkunft, dem Maluti Stay in Ramabanta. Der erste Gedanke war: wieso sind wir nicht in der Malealea-Lodge geblieben? Diese Unterkunft entsprach nicht wirklich unserer Vorstellung. Hier waren wir die einzigen Gäste – bis am Abend eine ganze Gruppe aus Johannesburg stammender Afrikaner einfiel, um die Zimmer links und rechts neben uns zu belagern und für Laustärke zu sorgen. Am Tag darauf fuhren wir 60 km auf einer kurvigen Panoramastraße zur Semonkong-Lodge. Auf der Strecke lagen zwischendurch autogroße Felsbrocken mitten auf der Straße – das war schon sehr abenteuerlich. Wir hatten uns dieses Ziel ausgesucht, um von dort einen „Spaziergang“ entlang des Flusses zum angeblich tiefsten Wasserfall des südlichen Afrikas zu unternehmen. Es stellte sich heraus, es war weder ein Spaziergang noch führte der Hike am Fluss entlang. Einen Wasserfall gab es tatsächlich, aber er führte nur sehr wenig Wasser mit sich. Das scheint aktuell auch ein Problem in ganz Afrika zu sein. Gleiches hörten wir von den Victoria Falls (größte Wasserfälle Afrikas), die wir uns ein Jahr zuvor angeschaut hatten.

Ablfug in die tiefe Schlucht

Unser Hike führte über einen Bergkamm zum Nachbardorf. Uns kamen viele Einheimische entgegen und wir begrüßten sie mit einem freundlichen „Dumela“ was übersetzt so viel wie „Hallo“ heißt. Nur dieses eine Wort konnten wir uns merken und erfreuten uns an der positiven Reaktion der Menschen wie sie überrascht waren, dass wir sie in ihrer Sprache begrüßten. Nach insgesamt zwei Nächten nahmen wir schon Abschied von unserem dritten Staat auf unserer Reise und fuhren zurück nach Südafrika.

Die Hauptstraße des besuchten Bergdorfes